Ehrenstelle

Aus Heraldik-Wiki
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Ehren-/Bruststelle frz.: point d'honneur; engl.: honour point) und Ehrenreihe (frz.: rang d'honneur; engl.: honour-row oder collar row) bezeichnen in der heraldischen Topografie eines Wappenschildes spezifische Plätze. Die Ausdrücke werden teilweise synonym verwendet, teilweise unterscheiden sich ihre Bedeutungen (je nach Topografie und Autor).

Topografie

Um die Lage einer oder mehrerer Wappenfiguren im Wappenschild, ihre Position zueinander, ihre Stellung et cetera zu beschreiben, benutzt die Heraldik unter anderem unterschiedliche Schildtopografien (im Prinzip „Wappendiagramme“), die ein Wappenschild in ein spezifisches Raster einteilen. Je nach Schildtopografie befindet sich die Ehren- oder Bruststelle an einem wohldefinierte Platz des jeweiligen Rasters.

Schildtopografie mit fünf Plätzen

Beschreibung
Bei einem viermal quer geteilten Schilde mit fünf Plätzen bezeichnet Walter Leonhard den zweiten Platz als Ehren-/Bruststelle; Maximilian Gritzner und die Wappenbilderordnung nennen diesen Platz Ehrenreihe (WBO-Nr. -305) und unterscheiden ihn von der Ehren-/Bruststelle (WBO-Nr. -315), die bei einer Dreiteilung der Ehrenreihe der mittlere Platz ist.

„Die Ehrenreihe heißt bei einem viermal quergeteilten Schilde die zweitoberste Reihe.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Schildtopografie mit neun Plätzen

Die Ehren- oder Bruststelle ist zwischen Platz 2 und Platz 5

Teilt man ein Wappenschild durch die zweimalige pfahlweise Spaltung und zweimalige balkenweise Teilung, entstehen neun Plätze, die gemäß einer Rangordnung von 1 bis 9 (oder mit den Buchstaben A bis I) durchnummeriert sind. Bei dieser Wappenschildtopographie differenziert Galbreath[3]:

  • Ehren- oder Bruststelle: zwischen 2 und 5 (beziehungsweise zwischen B und E)

Oswald schreibt in dem Zusammehang:

Ehrenreihe: bei der Einteilung des Schildes (Schildteilung) Bezeichnung der zweiten Reihe von oben. Bei aufgelegten kleinen Schildchen heißt die Stelle in der Mitte, auf der ein solches aufgelegt ist, Ehrenstelle.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[4]

Schildtopografie mit fünf Hauptreihen und drei Hauptspalten

Französische Ansprache

Eine andere Schildtopografie kennt fünf Hauptreihen und drei Hauptspalten.

  • Die Ehren- oder Bruststelle ist in dieser Topografie in der Pfahl- und Ehrenreihe beziehungsweise in der mittleren Spalte in der 2. Reihe;
Platz Nr. in WBO Deutsch Englisch Französisch
A 0248 Rechtes Obereck dexter chief point canton dextre du chef
B 0246 Ort oder Ortsstelle middle chief point du chef
C 0249 Linkes Obereck sinister chief point canton senestre du chef
D -317 Rechte Herz- oder Hüftstelle dexter fess point point de hanche dextre,
point de cœur dextre
E -316 Herzstelle fess point centre de l'écu
abîme
cœur
F -318 Linke Herz- oder Hüftstelle sinister fess point point de hanche senestre,
point de cœur senestre
G 0253 Rechtes Untereck dexter base point canton dextre de la pointe
H 0247 Schildfußstelle oder -ort middle base point la pointe
point de la pointe
I 0254 Linkes Untereck sinister base point canton senestre de la pointe
J -315 Ehren- oder Bruststelle honour point point d'honneur
K -319 Nabelstelle, Nabel oder Nabelort nombril point nombril

Ehrenschild

Belegt man die Ehrenstelle mit einem kleinen Schild, nennt man ihn Ehrenschild oder Gnadenschild.


Wappenbilderordnung

Die Ehren- oder Bruststelle wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt III. Stellung im Schilde (oder Felde) bei einer oder mehreren Figuren der gleichen Art unter der Nr. -315 aufgenommen.

Siehe auch

Weblinks

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Einführung in die Heraldik: Topographie der Schildfläche

Einzelnachweise

  1. Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 348
  2. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
  3. Vgl. Galbreath, D. L.; Jéquier Léon: Handbuch der Heraldik. Augsburg 1990. S. 87.
  4. Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 110