Christusmonogramm (Heraldik)

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Christusmonogramm
 
in der Numismatik
(großes Christogramm auf Großbronzemünze des DecentiusW-Logo.png [reg. 350–353])
 
in der Heraldik
(Wappen von BuñuelW-Logo.png)

Das Christusmonogramm (auch Christogramm, Chi-Rho, Konstantinisches Kreuz oder ähnlich genannt) ist in der Heraldik eine besondere Wappenfigur, die man einerseits als gemeine Figur, andererseits als Kreuz bestimmen kann.

Darstellung

Die Wappenfigur Christusmonogramm ist dem gleichnamigen Symbol für Jesus Christus nachempfunden. Sie wird aus den beiden als MonogrammW-Logo.png übereinander geschriebenen griechischen Buchstaben Χ (Chi) und Ρ (Rho) konstruiert, ungefähr in folgender Form: . Bei der Figur handelt es sich um die ersten beiden Buchstaben des griechischen Wortes Χριστός Christós („ChristusW-Logo.png“). Nach dem Kreuz und dem Fisch ist es ein häufig anzutreffende Symbol für Jesus ChristusW-Logo.png. Die Figur ist vor allem in der kirchlichen Heraldik gebräuchlich.

Geschichte

Das voll ausgebaute Chi-Rho-Christusmonogramm mit den Buchstaben Α und Ω auf einem doppelten Centenionalis des Gegenkaisers Magnentius (reg. 350–353)

Die Chi-Rho-Ligatur wurde bereits vorchristlich verwendet. In Manuskripten taucht es als Randnote auf als Abkürzung für χρηστόν chrēston („nützlich“).[1] Es erscheint auch auf Kupfermünzen, die unter Ptolemaios III. (regierte 246–222 v. Chr.) geprägt wurden.[2] Die Bedeutung des Symbols auf diesen Kupfermünzen ist unbekannt, es erscheint verhältnismäßig klein geschrieben zwischen den Beinen eines Adlers. Da diese Kupfermünzen aber ungewöhnlich weite Verbreitung fanden, ist es denkbar, dass das Symbol auf diese Weise popularisiert wurde. Jedenfalls konnte es noch im 4. Jahrhundert ohne christlichen Bezug verwendet werden, so zum Beispiel auf einer getriebenen Metallplatte, wo es neben Darstellungen von Orpheus, Sol und Luna erscheint.[3]

Labarum

Labarum
 
Konstantinischer Follis von 317: Darstellung des Labarum mit Chi-Rho-Symbol, das eine Schlange aufspießt.
 
Hauptheeresfahne der römischen Armee seit der Zeit Kaiser Kon­stan­tins mit Chi-Rho-Symbol

Die Interpretation des Symbols als Christusmonogramm ist eng verbunden mit dem Labarum, dem Feldzeichen, unter dem Konstantin der Große 312 die Schlacht an der Milvischen Brücke gegen Maxentius gewann. Lactantius beschreibt, dass Konstantin in einem Traum den Befehl empfing, das Zeichen Chi-Rho (oder möglicherweise das Staurogramm) auf die Schilde seiner Soldaten malen zu lassen.[4] Eusebius erzählt in seiner Konstantin-Biographie die Episode so, dass Konstantin auf einem Marsch ein Zeichen in der Sonne gesehen habe mit der griechischen Schrift «Ἐν τούτῳ νίκα» („In diesem [Zeichen] wirst du siegen“), und später habe er dieses Zeichen in seine Standarte aufgenommen. Diese beiden Erzählungen, die Bemalung der Schilde bei der Milvischen Brücke nach Lactantius, und die Vision und die Labarum-Standarte nach Eusebius, wurden bald dahingehend vermengt, dass das Labarum Konstantins dem Chi-Rho-Symbol entsprochen habe.[5] Tatsächlich wird bereits 317 das Labarum mit Chi-Rho-Symbol auf einer Münze Konstantins dargestellt, und in der Erzählung durch Eusebius nach Konstantins Tod 337 wird das Labarum eindeutig als Chi-Rho-Symbol beschrieben.

In der Folge wurde das Chi-Rho-Symbol zum Christusmonogramm umgedeutet, indem die Ligatur ΧΡ nun die ersten beiden Buchstaben des Wortes Χριστός Christos darstellte. Der älteste Beleg für seine christliche Verwendung datiert noch auf die Lebenszeit Konstantins, auf das Jahr 331. In einer auf dieses Jahr datierten Grabinschrift wird es verwendet, um die (lateinische) Phrase in signo Christi zu schreiben (also IN SIGNO ☧ISTI). Nach Konstantins Tod, in der Zeit von 338–350 (unter Constantius II.), erscheint das Symbol erstmals in zweifelsfrei christlicher Bedeutung auf Münzen.

Die Ähnlichkeit der griechischen Buchstaben Ρ (Rho) und Χ (Chi) mit den lateinischen Buchstaben P und X führte im lateinischen Mittelalter manchmal zur irrtümlichen Lesung des Symbols als Abbreviatur für pax „Frieden“.[6]

Andere Christusmonogramme

Neben dem Symbol werden eine Reihe weiterer Motive des Namens Jesu in der Heraldik verwendet. Ein weiteres, wesentlich späteres Christusmonogramm (auch Jesusmonogramm, Moogramm Jesu Christi oder ähnlich genannt) ist beiuspielsweise IHSW-Logo.png, das die Buchstabenfolge (Transkription der griechischen Anfangsbuchstaben Iota, Eta, Sigma des Ausdrucks ‚Jesus‘) darstellt.

Wappenbilderordnung

  • Das Christusmonogramm wurde mißverständlich unter dem Ausdruck „griechischer Buchstabe“ in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Buch- und Schriftwerk, Zahlen und Zeichen aller Art unter der Nr. 9984 aufgenommen.

Paraheraldik

Zeichencodierung

Für das Christusmonogramm steht eine UnicodeW-Logo.png-Glyphe („Unicodesymbol“) zur Verfügung: beziehungsweise U+2627.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Grant, Michael (1998). The Emperor Constantine. London, United Kingdom: Phoenix Giant, S. 142.
  2. von Reden, Sitta (2007). Money in Ptolemaic Egypt: From the Macedonian Conquest to the End of the Third Century BC. Cambridge, United Kingdom: Cambridge University Press, S. 69.
  3. Jonathan Bardill, Constantine, Divine Emperor of the Christian Golden Age, Cambridge University Press, 2012, S. 220 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Lactantius, De Mortibus Persecutorum, Kapitel 44.
  5. Manfred Clauss: Konstantin I. In: Manfred Clauss (Hrsg.): Die römischen Kaiser. 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian. Beck, München 1997, ISBN 3-406-42727-8, S. 282–305, hier S. 286.
  6. Matthew C. Baldwin, Whose Acts of Peter?: Text and Historical Context of the Actus Vercellenses, Mohr Siebeck, 2005, S. 190 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
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Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Christusmonogramm“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 23. Januar 2023 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.