Burg Haun

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Burg Haun
Reste der Burgmauer (oder vor die Burgmauer gesetzte Stützmauer für die Kirchen, die an historischen Stelle der Burg errichtet wurden).

Reste der Burgmauer
(oder vor die Burgmauer gesetzte Stützmauer für die Kirchen, die an historischen Stelle der Burg errichtet wurden).

Alternativname(n): Burg Hune
Entstehungszeit: ca. 13. Jahrhundert oder früher
Burgentyp: Niederungsburg, Ortslage
Erhaltungszustand: ca. 1703-1706 komplett niedergelegt und überbaut (verfüllte Keller, nur ungesicherter Burgmauerrest)
Ständische Stellung: Ministeriale
Ort: BurghaunW-Logo.png
Geographische Lage 50° 41′ 51,5″ N, 9° 43′ 42,8″ O50.6976259.7285472222222261Koordinaten: 50° 41′ 51,5″ N, 9° 43′ 42,8″ O
Höhe: 261 m ü. NHN
Burg Haun (Hessen)
Burg Haun
Darstellung der Ermordung des Fuldaer Fürstabtes Bertho II. von Leibolz am 18. März 1271 während der Heiligen Messe in der Jakobskapelle in Fulda (von C. Sonnetzer)

Die Burg Haun (auch Borghune, Burg Hune genannt) ist eine abgegangene Burg, die im historischen Ortskern des Dorfes „Hune“ bzw. der Gemeinde BurghaunW-Logo.png im Landkreis Fulda in Osthessen stand und durch Kirchen überbaut wurde.

Lage

Die ehemalige Burg erhob sich, an dem Fluß Haune gelegen, mitten in der „Burg-Stadt-Haun“ (das ist die heutige Gemeinde BurghaunW-Logo.png) an jener Stelle, wo sich heute zwei barocke Kirchen befinden.

Geschichte

Nach der Ermordung des Abtes Bertho II. von Leibolz im Jahre 1271 durch die Buchonischen Ritter, zu denen auch die Ritter von Haune gehörten und nach den Strafexpeditionen durch Bertho III. von Mackenzell wurde die Burg Haune im Jahre 1276 nach achttägiger Bestürmung im Auftrag des Abtes vom Kloster FuldaW-Logo.png Bertho IV. von Biembach zerstört.

Nachdem sie versprochen hatten, ihren gesamten Besitz der Kirche zu Fulda lehnbar zu machen, stellten die Ritter von Haune die Burg wieder her und verstärkten deren Mauern.

Um 1442 plünderte Reinhard von Haun mit einer Gruppe fuldaischer Adliger das Henneberger LandW-Logo.png und hielt Dienstleute des Grafen Wilhelm II. von Henneberg in der Burg Haun als Gefangene. Der Henneberger erstürmte darauf mit 2.000 Mann und 230 Streitwagen die Burg und zerstörte sie. Ritter Reinhard von Haun, sein Sohn und einige Gefolgsleute brachte man als Gefangene nach Schleusingen. Sie bekamen dort im sogenannten Haunsturm in der Südostecke der Bertholdsburg eine lebenslängliche Unterkunft (Losament) zugewiesen.[1]

Im Jahr 1628 erlosch mit Ludwig von Haune das Rittergeschlecht, die Besitzugen fielen an die Tochtermänner, Melchior und Reinhard von Boyneburg-Gerstungen und Volbert Schenck zu Schweinsberg. Später tauschte der Abt von Fulda diese Besitzungen ein.

Zirka 1703-1706 wurde die Ruine der Burg Haun im Auftrag von Fürstabt Adalbert von Schleifras, der von 1700 bis 1714 regierte[2], komplett niedergelegt, die Burgkeller verfüllt und alle Reste der Burg sukzessive vollständig überbaut. Heute zeugt nur noch ein ungesicherter Burgmauerrest unterhalb der katholischen Kirche von der einstigen Burg (der aber auch eine vor die historische Burgmauer gesetzte Stützmauer der Kirche sein kann).

Sgraffito-Fiktion für Burg Haun .jpg
Burg Haun als Sgraffito-Fiktion, wie sie einmal ausgesehen haben könnte (das historische Aussehen ist nicht belegt).

Lied über die Eroberung der Burg Haun

Lied zweier Schmalkalder Berkknappen,
die Eroberung der Burg Haun 1442 gleichzeitig besingend.


Es geht gen dieser Fastnacht her,
Wir wollen fröhlich singen,
Frei von unseren Herrn von Henneberg,
Wo sindt sich seines gleichen?

Ein Edelmann saß im Buchenland,
Daucht sich gar einen kecken Held,
Reinhard von Haune ward er genannt.
Er raubt zu Haus und zu Feld
Auch Graf Wilhelm zu Henneberg
Der that ihm bald nachjagen
Und kam für Haun mit großer Stärk.

Haun sprach, Henneberg will zürnen bald,
Hab ich mich schon erwegen;
Mein Schloß das will ich wohl behalt,
Solls Henneberger regnen,
Gleich acht Nächt und drei ganze Tag,
Daraus will ich mich wehren,
Mit Besten, daß ich kann mag.

Solch trotzig Red gar bald befand
Der Herr von Henneberg und sprach:
Ich will dran wagen Leut und Land,
Will rächen solche große Schmach,
Dran wagen manchen kecken Mann
Und sollt ich drum verlieren,
Gleich alles, was ich han.

Haun sprach: Mein Schloß ist gar veste,
Draus wehr ich mich bis auf den Tod.
Acht gar wenig die Henneberger Gäste,
Will sie wohl nach abtreiben mit Spott,
Ich laß mich nicht so überschwatz,
Und sollt ich gleich Haun und Buchenau
Darüber bleiben auf dem Platz.

Da es nun kam zuletzt zum Streichen,
Die von Schmalkalden liefen Sturm,
Davon wollt er auch nicht abweichen,
Darum ward bald das Schloß verlorn;
Sie fielen über die Mauern herein
Mit Leitern und mit Stangen,
Und fingen das Gesindlein fein.

Da Reinhard von Haun gefangen ward,
Da stand er traurig gar unfroh;
Da man seinen Sohn dorthero führt,
Da schreiet Zeter Waffen jo,
Ey wärst du ungefangen noch,
Du sollst mich han gerochen,
So du wärst kommen davon.

Ey schweig, gut Vater, schweig nur still
Solcher trotzig bösen Wort:
Ich trau meinem Herrn von Henneberg,
Er setzt mich noch zu einem Vogt
Zu Haun wohl auf der hohen Zinnen.
Da sprach der Herr von Henneberg,
Das hab ich aber keinen Willen.

Wer mit Fürsten will streiten zwar,
Der muß sich wohl besinnen.
Jetzt muß eine edle Henne zart
Zu Haun wohl auf der Zinnen.
Der Adler von Gold eine Krone trägt,
Der stammt der Henne nistet da,
Das thut manchem Reuter wehe.

Hans von Haun, der fromm mit Sorgen,
Der rieth seinem Vater rechte,
Aber er wollte ihm nicht gehorchen,
Weder er noch seine Knechte;
Darob hat er sein Schloß verlorn.
Das han ihm angenommen
Drei edle Fürsten hochgeborn.

Reinhard von Haun und auch sein Sohn
Mit ihrem Anhang insgemein,
Gefänglich wurden geführt davon,
Verehrt mit neuen Käppelein.
Es kostet Haun und Buchenau
Leib und Blut auf dem Platze blieb,
Der Händel waren sie gar nicht froh.

Die Käppelein, die sie tragen an,
Die sind auf denen Seiten,
Und sind fast eng geschnüret,
Weil sie nur sind von Ringschnur,
Das that in ihren Augen zu weh.
Zu spricht mein Herr von Henneberg,
Die brauchts mich fort nicht meh.

Wer diesen Reim so lang so schnelle
Ohn allen Schein vor klein und groß,
Das han gethan zwei Berggesellen
Zu Schmalkalden wohl auf dem Schoß.
Sie singen den und singen mehr:
Gott behüt den Knaben und ihren Leben
Ihr Zucht, Bescheidenheit und Ehr.“

– Landau, die hessischen Ritterburgen. Bd. 1. S. 100-101.[3]

Einzelnachweise

  1. Vgl. Schmidt-Knaebel, Susanne: Ludwig Bechstein: Prosasagen ausserhalb der grossen Anthologien (1826-1859). 2008. Seite 642.
  2. Landau, Georg: Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Band 1. 1832.
  3. Zitiert nach Wagner, J. G.: Geschichte der stadt und herrschaft Schmalkalden nebst einer kurzen uebersicht der geschichte der ehemaligen gefürsteten grafschaft Henneberg. 1849.