Anniversar (Wappenbuch)

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Die Bezeichnung Anniversar (mittellat.: anniversarium, zu lat.: anniversarius = alljährlich, zu: annus = Jahr und vertere = zugrunde gehen, zugrunde richten) ist in der Heraldik für JahrzeitbücherW-Logo.png gebräuchlich, in denen mehrere, meist kunstvoll ausgeführte und handgemalte Wappen erscheinen, die von den aufgelisteten Verstorbenen geführt wurden. Allgemein ist der Ausdruck Anniversar für Jahrzeitbücher auch dann gebräuchlich, wenn neben dem Inhalt keine Wappen dargestellt werden.

Gert Oswald setzt den Ausdruck Anniversar mit Wappenbuch gleich[1], vermutlich weil ein „Anniversar mit Wappen“ im weitesten Sinn wie eine (mehr oder minder geordnete) Zusammenstellung von Wappen (=„Wappenbuch“) wirkt.

Überblick

In Anniversaren („Jahrzeitbüchern“) sind „seit dem Spätmittelalter nach kalendarischem Prinzip die Namen von Verstorbenen (verzeichnet), die einem Kloster oder einer Kirche Stiftungen gemacht haben“[2] sowie teilweise deren Wappen. Die Wappen der Verstorbenen ..

„(..) haben neben ihrer symbolisch-repräsentativen Bedeutung auch eine Verweisfunktion: Zum einen verweisen sie innerhalb des Buchs vom Kalendereintrag auf die Stiftungsbestimmung im Anhang, denen ein entsprechendes Wappen beigefügt ist (..) Zum anderen nehmen die Wappen Bezug auf den sakralen Raum. Denn in der Kirche und auf dem Friedhof sind die Wappen der Stifter allgegenwärtig, sei es auf Grabsteinen, Wappenscheiben, Wandgemälden, Altarbildern oder auf gestifteten Messgewändern und -kelchen.“

Rainer Hugener (2008)[2]

Hugener hebt darüber hinaus den Aspekt hervor, daß die Wappen in den Jahrzeitbüchern und die wiederkehrende Verkündigung der Stifternamen (vornehmlich der Herren), gewissermaßen kirchlich sanktionierter Herrschaftsbewahrung/-demonstration Vorschub leisteten. Das jährlich sich wiederholende Beten für das Seelenheil der verstorbenen Stifter führte der Bevölkerung die fortwährende Rechtmäßigkeit alter Herrschaftsansprüche sinnfällig vor Augen.

Zu den bekanntesten „Anniversaren mit Wappen“ zählen das Anniversar von Elgg und das Anniversar von Uster in der Schweiz.

Anniversar von Uster

Das Anniversar von Uster wurde nach Oswald zwischen 1469 und 1473 angefertigt. Man vermutet, daß der Geistliche Felix Kaltschmidt das Jahrzeitbuch anlegte und zeichnete. Auf 58 Blatt erscheinen etwa 60 Vollwappen, darunter die Wappen der Familien Landenberg-Greiffensee und BonstettenW-Logo.png, Bürgerwappen, Bauernwappen und Wappen von angeheirateten Frauen der vorgenannten Familien.[1]

Anniversar von Elgg

Das handgemalte Anniversar von Elgg ist nach Oswald in der Zeit zwischen 1439 und 1465 enstanden (später mit Eintragungen versehen). Es enthält auf 48 Blatt mit den Wappen von Bürgern der Stadt Elgg und befindet sich nach Oswald im Besitz der Stadt. Es existiert eine Kopie aus der Zeit 1506/1508.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 40. ISBN 978-3-411-02149-9
  2. 2,0 2,1 Vgl.: Hugener, Rainer: Seelenheil und Herrschaftslegitimierung: Das Jahrzeitbuch von Ulster. Erschienen in: Christian Kiening; Martina Stercken (Hg.): SchriftRäume. Dimensionen von Schrift zwischen Mittelalter und Moderne, Zürich 2008 (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen 4) S. 232f.