Andreas Gryphius

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Andreas Gryphius, Kupferstich von Philipp Kilian

Andreas Gryphius (* 2. Oktober 1616 in Glogau, Schlesien; † 16. Juli 1664 ebenda; eigentlich Andreas Greif) war ein deutscher Dichter und Dramatiker des Barock. Er war der bedeutendste deutsche Sonettdichter des 17. Jahrhunderts.

Leben

Gryphius war der jüngste Sohn des Archidiakons Paul Greif aus Glogau (heute Głogów, Polen). Sein Vater starb 1621 und der Stiefvater Michael Eder, ein protestantischer Lehrer, wurde von den Kaiserlichen vertrieben, kurz nachdem im Jahre 1628 Gryphius' Mutter an Schwindsucht gestorben war. Gryphius musste, wie alle Knaben unter 15 Jahren, zunächst in der Stadt bleiben, konnte jedoch bald seinem Stiefvater nach Driebitz, einem kleinen Dorf auf polnischem Gebiet, folgen. 1632 konnte er sein Leben in Fraustadt (heute Wschowa, Polen) einigermaßen geregelt fortsetzen. Er besuchte in Görlitz das Gymnasium Augustum und in den Jahren 1634 bis 1636 studierte er am Akademischen Gymnasium Danzig. Anschließend ging er als Hauslehrer in die Familie Georg Schönborners, Ritters von Schönborn nach Freystadt in Schlesien und später für längere Zeit nach Ostpreußen, wo er einige seiner bedeutendsten Werke verfasste.

1638 begleitete Gryphius zwei Söhne seines Mäzens Schönborner auf deren Kavalierstour durch die Niederlande. Er selbst studierte im Anschluss für ungefähr sechs Jahre an der Universität Leiden. 1640 verstarben sein Bruder Paul und seine Schwester Anna Maria innerhalb weniger Monate; Gryphius selbst erkrankte lebensbedrohlich. Bis Mai 1647 hielt er sich an der Universität Straßburg auf, und im November desselben Jahres erreichte er wieder Fraustadt. Danach verbrachte er noch einige Zeit in Berlin, bis er Jahre später erneut in die Niederlande und nach Ostpreußen zurückkehrte.

Am 12. Januar 1649 heiratete Gryphius in Fraustadt Rosina Deutschländer, mit der er vier Söhne und drei Töchter hatte. Sein ältester Sohn Christian Gryphius (* 29. September 1649) sollte später das Werk seines Vaters stellenweise überarbeiten und veröffentlichen. 1650 wurde Gryphius Jurist bei den Glogauer Ständen und publizierte als solcher etwa Glogauisches Fürstenthumbs Landes-Privilegia (Lissa in Groß Pohlen: Funcke, 1653).

1662 wurde Gryphius durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Sein Gesellschaftsname war der Unsterbliche. Im Köthener Gesellschaftsbuch findet sich Gryphius' Eintrag unter der Nr. 788. Dort ist auch das ihm verliehene Motto wegen verborgener Kraft und das ihm zugedachte Symbol Orant zu finden. Am 16. Juli 1664 erlag Andreas Gryphius einem Schlaganfall.

Sein Leben war geprägt von den Leiden und Erfahrungen seiner Zeit, speziell dem frühen Verlust seiner Eltern, der Zerstörung Glogaus im Dreißigjährigen Krieg und den damit verbundenen Religionsverfolgungen. Erfüllt von einer tiefen Friedenssehnsucht empfand er die Tragödien seiner Zeit besonders stark.

Gryphius thematisierte in seinen Tragödien und Gedichten das Leid und den moralischen Verfall während der Zeit der Kriege (Dreißigjähriger Krieg) sowie die Unruhe, Einsamkeit und Zerrissenheit der Menschen. Daneben findet sich in seinen Werken der wiederholte Hinweis auf „Eitelkeit“, das für die Epoche des Barock typische Motiv der Vergänglichkeit allen menschlichen Schaffens und Strebens. Exemplarisch dafür ist Gryphius' Gedicht Es ist alles eitel. Ein oftmals im Deutschunterricht behandeltes Werk ist das bekannte Sonett Tränen des Vaterlandes von 1636, in welchem Gryphius eindringlich die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges behandelt.

Werke (Auswahl)

  • Fewrige Freystadt, hrsg. und kommentiert von Johannes Birgfeld. Laatzen: Wehrhahn 2006.
  • Sonette (Gedichtsammlung), Lissa 1637
  • Son- und Feyrtags-Sonette, Leiden 1639
  • Leo Armenius, oder Fürstenmord (Trauerspiel), Regensburg 1660
  • Katharina von Georgien, oder bewehrete Beständigkeit (Trauerspiel), 1647-1657
  • Cardenio und Celinde, oder unglücklich Verliebte (Trauerspiel), Breslau 1661
  • Ermordete Majestät oder Carolus Stuardus König von Gross Brittannien (Trauerspiel), 1657; gründlich überarbeitete Fassung 1663.
  • Großmütiger Rechts-Gelehrter, oder Sterbender Aemilius Paulus Papinianus (Trauerspiel), Breslau 1659.
  • Horribilicribrifax Teutsch (Scherzspiel), hrsg. Gerhard Dünnhaupt. Stuttgart: Reclam 1976 u.ö. (RUB 688)
  • Absurda Comica oder Herr Peter Squenz (Schimpfspiel), hrsg. Gerhard Dünnhaupt und Karl-Heinz Habersetzer. Stuttgart: Reclam 1983 u.ö. (RUB 7982)
  • Verlibtes Gespenste / Die gelibte Dornrose (Doppeldrama), Breslau 1660
  • Die eigne Dekadenz (Gedicht über Selbstzweifel), 1648
  • Abend [Kritisches Gedicht], 1650
  • Tränen in schwerer Krankheit (1663)
  • Es ist alles eitel (1637)

Literatur

  • Hugo Bekker: Andreas Gryphius. Lang, Frankfurt am Main 1973
  • Gerhard Dünnhaupt: Andreas Gryphius. In: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Band 3. Hiersemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9105-6, S. 1855-1883 (Werk- und Literaturverzeichnis)
  • Karl-Heinz Habersetzer: Andreas Gryphius. Glogau, Würzburg 1994
  • Nicola Kaminski: Andreas Gryphius. Reclam, Stuttgart 1998, ISBN 3-15-017610-7
  • Eberhard Mannack: Andreas Gryphius. Metzler, Stuttgart 1986
  • Friedrich-Wilhelm Wentzlaff-Eggebert: Andreas Gryphius. Wissenschaftl. Buchges., Darmstadt 1983
  • Hermann Palm: Gryphius, Andreas. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 73–81.

Weblinks